Letzter Weg by Hilary Norman

Letzter Weg by Hilary Norman

Autor:Hilary Norman [Norman, Hilary]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Lübbe digital
veröffentlicht: 2012-11-11T23:00:00+00:00


»Wie fühlst du dich?«, fragte Kez, nachdem sie eine Weile geschlafen hatten.

Es war nach neun und schon dunkel, doch die Straßenlaternen auf der Matilda Street warfen ein blasses Licht ins Schlafzimmer und zeichneten die Umrisse der beiden Liebenden nach, die sich unter dem weißen Laken aneinandergeschmiegt hatten.

»Ich fühle mich, als wäre ich auf einer langen Reise gewesen, und nun bin ich wieder nach Hause gekommen. Zu dir.« Cathy hielt kurz inne. »Ist das zu schmalzig?«

Kez antwortete nicht.

»Falls es zu viel sein sollte«, sagte Cathy, »dann sag es mir bitte.«

»Du hast ja keine Ahnung«, erwiderte Kez, »wie wundervoll das für mich war.«

»Ich glaube schon.« Cathy lächelte im Dunkeln.

Sie schwiegen ein paar Minuten; dann sagte Kez:

»Ich möchte dir etwas erzählen, das ich noch niemandem erzählt habe.«

Cathy wartete und streichelte die Innenseite von Kez’ linkem Unterarm. Ihre Haut war so weich wie ihre eigene, und Cathy fragte sich gedankenverloren, ob es vielleicht diese Ähnlichkeit war, diese Vertrautheit, was diese Nacht so besonders machte.

»Ich brauchte das Dope«, sagte Kez. »Ich brauchte es wirklich.«

Cathys Hand verharrte; sie hörte auf, Kez zu streicheln, und wartete voller Angst darauf, dass ihre Geliebte ihr sagte, sie sei süchtig.

»Ich brauchte es«, fuhr Kez fort, »weil ich Angst hatte, dass mein Körper dich ansonsten abschrecken würde, wenn es so weit war.«

»Ist das dein Ernst?«

»O ja.«

Cathy erinnerte sich an den Abend nach dem Meeting in West Palm Beach, als sie in Fort Lauderdale zusammen gegessen und Kez gesagt hatte, sie lackiere ihre Fingernägel so auffällig, um die Leute vom Rest ihres Körpers abzulenken. Und sie hatte Cathy »schön« genannt, und Cathy hatte gelacht, und einen Moment lang hatte Kez verletzt gewirkt.

Cathy setzte sich auf. Das Laken glitt von ihr herunter und entblößte ihre Brüste. »Als wir Liebe gemacht haben, hast du da nicht gewusst, was mit mir geschah?« Sie suchte nach den richtigen Worten. »Wie weg ich war?«

»Ist schon okay«, sagte Kez.

»Nein«, widersprach Cathy. »Das ist es nicht. Nicht, ehe du nicht glaubst …«

»Das tue ich doch. Das ist es ja. Deshalb war ich ja auch in der Lage, dir das von mir zu erzählen. Weil ich glaube, dass du mich für etwas Besonderes hältst … zumindest vermittelst du mir das Gefühl.«

»Das bist etwas Besonderes.«

»Danke«, sagte Kez. »Dieses Gefühl beruht auf Gegenseitigkeit.«

Sie legten sich wieder hin, und Kez bettete ihr stacheliges, rotes Haar auf Cathys Brust.

»Ich kann dein Herz hören«, sagte sie.

»Schlägt es schnell?«, fragte Cathy.

»Schön ruhig und regelmäßig«, antwortete Kez.

»Okay«, sagte Cathy. »So fühle ich mich auch.«



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